Glossar

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Abort (Fehlgeburt)

Unter einem Abort versteht man das Ende einer Schwangerschaft vor dem Beginn der 24. Schwangerschaftswoche. Das Kind ist dann noch nicht lebensfähig und wiegt unter 500 Gramm. Dabei wird zwischen 

 

• einem Spontanabort, also einer Fehlgeburt aufgrund natürlicher Ursachen wie Chromosomenstörungen, und 

• einem artifiziellen Abort, also einem künstlich herbeigeführten Schwangerschaftsabbruch, unterschieden. 

Fehlgeburten unterteilt man außerdem in

• Frühaborte (bis zur zwölften Schwangerschaftswoche) und 

• Spätaborte (zwischen der zwölften und der 24. Schwangerschaftswoche).

 

 

Bei den meisten Fehlgeburten handelt es sich um Frühaborte, die sehr häufig vorkommen. Oft haben die Frauen in diesem Fall die Schwangerschaft gar nicht bemerkt und interpretieren die Fehlgeburt als unregelmäßige Menstruation. Daher kann die Zahl von Fehlgeburten nur geschätzt werden. Man geht davon aus, dass zwischen 40 und 70 Prozent der Schwangerschaften in einem sehr frühen Schwangerschaftsstadium mit einem spontanen Absterben des Embryos enden. Mit dem Alter der Frau steigt die Gefahr für eine Chromosomenstörung beim Embryo und damit auch das Risiko für einen Spontanabort. Schreitet die Schwangerschaft jedoch fort, sinkt das Risiko einer Fehlgeburt: Bei einer bereits festgestellten Schwangerschaft liegt es nur noch bei etwa elf bis 15 Prozent.

 

Fehlgeburten sind im Gegensatz zu Totgeburten in Deutschland nicht meldepflichtig. Von einer Totgeburt spricht man, wenn das Kind nach der 24. Schwangerschaftswoche tot geboren wird und über 500 Gramm wiegt.

Amnion

Das Amnion wird auch als Schafhaut bezeichnet. Es ist die innerste Embryonalhülle (Eihaut). Sie ist dünn und gefäßlos, aber sehr stabil und bildet gemeinsam mit dem Chorion (äußere Eihaut) die Fruchtblase, die das ungeborene Kind als schützende Hülle umgibt. Die Zellen des Amnions sondern die Amnionflüssigkeit (Fruchtwasser) ab, in der der Fetus schwimmt.

 

Es kann vorkommen, dass das Amnion während der Schwangerschaft einreißt, wodurch sich Bänder bilden, die die Gliedmaßen des ungeborenen Kindes abschnüren. Es kommt dadurch zu Fehlbildungen (Dysmelien). In diesem Fall spricht man von einem Amniotischen-Band-Syndrom (ABS)

Amnionflüssigkeit (Fruchtwasser)

Die Amnionflüssigkeit, auch als Fruchtwasser bezeichnet, befindet sich in der Fruchtblase (Amnionhöhle). In ihr schwimmt der Embryo beziehungsweise der Fetus. Sie wird von Zellen des Amnions (innere Eihaut) gebildet und besteht unter anderem aus Wasser, Elektrolyten wie Kalium und Natrium sowie aus Eiweißen, Laktat und Glukose. Außerdem befinden sich darin auch Zellen des heranwachsenden Kindes – etwa seine Hautschuppen oder Haare.

 

Die Amnionflüssigkeit verhindert, dass der Embryo bzw. Fetus mit dem Gewebe der Fruchtblase zusammenwächst, bietet dem heranwachsenden Kind Bewegungsmöglichkeit und Platz zum Wachsen und schützt es zum Beispiel vor Erschütterungen, Druck, Stößen, Lärm oder Temperaturschwankungen.

 

Mit dem Wachstum des Kindes nimmt anfangs auch das Volumen der Amnionflüssigkeit beständig zu. Während es in der zehnten Schwangerschaftswoche etwa 30 Milliliter beträgt, sind es in der 36. Woche in der Regel ungefähr 1.000 Milliliter. Danach nimmt es wieder leicht auf etwa 800 Milliliter ab. Bei einem größeren Volumen des Fruchtwassers auf 1.500 bis 2.000 Milliliter spricht man von einem Polyhydramnion, bei einem kleineren Volumen (weniger als 200 bis 500 Milliliter) von einem Oligohydramnion beziehungsweise – bei einem vollständigen Fehlen von Fruchtwasser – von einer Anhydramnie.

 

Etwa alle drei Stunden wird die gesamte Fruchtwassermenge komplett erneuert, wobei der Fetus ab der zwölften Woche auch einen Teil davon trinkt und als Urin wieder in das Fruchtwasser abgibt.

 

Da das Fruchtwasser ebenso wie das Amnion identisch mit den Zellen des Kindes ist und nicht zum mütterlichen Gewebe gehört, kann man mit einer sogenannten Amniozentese (Fruchtwasseruntersuchung) mögliche genetische Defekte und Chromosomenstörungen beim Kind nachweisen. Auch das Geschlecht kann damit bestimmt werden.

Anencephalie

Die Anencephalie (griechisch: ohne Gehirn) ist eine sehr schwere angeborene Fehlbildung des Kindes, ausgelöst durch eine Entwicklungsstörung zu Beginn der Schwangerschaft (bis zum 26. Schwangerschaftstag). Sie zählt zu den Neuralrohrdefekten. Dem Kind fehlen vor allem Teile der Schädeldecke und des Gehirns. Außerdem hat es häufig 

 

• hervorstehende Augen, 

• einen sehr kurzen oder fehlenden Hals, 

• kleine Ohren und eine Gaumenspalte. 

 

Die Kinder kommen oft schon tot zur Welt oder sterben innerhalb der ersten Lebenstage. Eine Therapie gegen die Anencephalie gibt es nicht.

Die Häufigkeit der Anencephalie ist geografisch unterschiedlich. So kommt sie in Mitteleuropa etwa bei einem von tausend Kindern vor. In Nordirland dagegen sind zehn von tausend Schwangerschaften betroffen. Warum es zu dieser Entwicklungsstörung kommt, ist nicht sicher. Als mögliche Auslöser werden jedoch 

 

• Folsäuremangel,

• Medikamentengebrauch, 

• Drogen-, Alkohol- oder Medikamentenmissbrauch sowie 

• Strahlung oder Infektionskrankheiten 

in der Schwangerschaft angesehen. 

 

Das Risiko für eine Anencephalie kann durch die Einnahme von Folsäure in der Frühschwangerschaft deutlich verringert werden.

 

Hinweise auf eine Anencephalie können bereits während der Schwangerschaft durch eine Blutuntersuchung (Triple-Test, Quadruple-Test) geben. Die Diagnose kann durch eine pränatale Ultraschalluntersuchung gestellt werden.

Anhydramnie

Wenn das Fruchtwasser (Amnionflüssigkeit) in der Fruchtblasse komplett fehlt, spricht man von einer Anhydramnie. Die Ursachen dafür können, wie bei einer verminderten Fruchtwassermenge (Oligohydramnion), neben einem vorzeitigen Sprung der Fruchtblase und einer Plazentainsuffizienz auch eine Fehlbildung des Urogenitalsystems des Fetus (Fehlen der Nieren auch Nierenagenesie genannt) beispielsweise aufgrund einer Chromosomenstörung sein. Eine Anhydramnie führt zu Entwicklungsstörung des Fetus, wie Wachstumsstörungen des Skeletts und der Lunge sowie Gesichtsdeformitäten.

 

Je früher eine Anhydramnie auftritt, desto schlechter ist die Prognose für das ungeborene Kind. Eine mögliche Therapie ist der artifizielle Fruchtwasserersatz (Amnioninfusion). Dabei wird eine erwärmte sterile Flüssigkeit durch die Bauchdecke der Mutter in die Fruchtblase meist per Tropfinfusion eingeführt. Je nach dem muss dies bis zum Ende der Schwangerschaft immer wieder durchgeführt werden. Bei einer fortgeschrittenen Schwangerschaft (ab der 28. Schwangerschaftswoche) wird allerdings eine Entbindung des Kindes angeraten.

Arteria umbilicalis (Nabelschnurarterie)

Über die Arteria umbilicalis (Nabelschnurarterie auch Umbilikalarterie) wird sauerstoffarmes Blut vom Fetus zur Plazenta befördert. Sie befindet sich in der Nabelschnur und liegt in aller Regel paarig vor.

 

Eine Anomalie davon ist die sogenannte singuläre Nabelschnurarterie. Diese Variante kommt mit etwa einer von hundert Schwangerschaften relativ häufig vor und kann bei einer Ultraschalluntersuchung erkannt werden.

Meist gibt es dadurch keine weiteren Komplikationen für das Kind, die singuläre Nabelschnurarterie kann aber ein Hinweis auf eine Chromosomenstörung, wie eine Trisomie 13 oder 18, und weitere Fehlbildungen sein. Daher sind bei Vorliegen des Befundes weitere Untersuchungen angebracht.

 

Anhand einer Doppleruntersuchung der Arteria umbilicalis kann festgestellt werden, ob bei einem zu kleinen Kind mit Verdacht auf eine intrauterine Wachstumsverzögerung eine Plazentainsuffizienz vorliegt. 

 

Atrioventrikulärer Septumdefekt (AVSD)

Beim atrioventrikulären Septumdefekt (AVSD) handelt es sich um eine angeborene Fehlbildung des Herzens. Er kommt mit unterschiedlichen Ausprägungen bei etwa 0,19 von tausend Neugeborenen vor, Mädchen und Jungen sind etwa gleich häufig betroffen. Bei circa der Hälfte der Kinder mit einem AVSD liegt ein Down-Syndrom (Trisomie 21) vor. Der AVSD äußert sich unter anderem durch 

 

• auffällige Herzgeräusche, 

• Trinkschwäche des Kindes, 

• eine schnelle Atmung, 

• Schwitzen und 

• eine Gedeihstörung.

 

Wird der AVSD nicht behandelt, ist die Lebenserwartung der Kinder je nach Ausprägung des Herzfehlers meist sehr gering. Viele Kinder mit unbehandeltem komplettem AVSD überleben die ersten beiden Lebensjahre nicht. Allerdings kann man den AVSD inzwischen bereits vorgeburtlich anhand einer fetalen Echokardiografie diagnostizieren und gut operativ korrigieren. Dadurch hat sich die Prognose und die Lebensqualität für Kinder mit einem AVSD enorm verbessert.

Autosomen

Der Mensch hat in der Regel 46 Chromosomen, die paarig vorliegen – also 23 Chromosomenpaare. 22 Chromosomenpaare werden als Autosomen bezeichnet. Sie werden ihrer Größe nach durchnummeriert – Chromosom 1 ist das größte, Chromosom 21 das kleinste (früher dachte man das kleinste Chromosom sei das Chromosom 22).

Die übrigen beiden Chromosomen sind die Geschlechtschromosomen (Gonosomen), die das Geschlecht eines Menschen bestimmen.